Frank – Amalie geb. Sahm


Lage: Theobaldstraße 9 – Edelfingen



Amalie Frank, bzw. Amalie Sahm wurde am 21. Februar 1862 in Braunsbach am Kocher als Tochter des Glasers Salomon Sahm und seiner Frau Jetta in eine alteingesessene Braunsbacher jüdische Familie hineingeboren. Ihre Familie war hier mindestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts urkundlich nachweisbar.

„Braunsbach, hübsch im Tal des Flusses Kocher gelegen, hatte eine jüdische Tradition, die bis ins frühe 17. Jahrhundert zurück reichte. Im Jahr 1843 lebten fast 300 jüdische Menschen im Dorf, danach kam es zu Ab- und Auswanderung, vergleichbar mit vielen anderen jüdischen Landgemeinden.“1 Doch auch als Amalie hier geboren wurde, betrug der jüdische Bevölkerungsanteil noch fast 20 %. „Die meisten Braunsbacher Juden arbeiteten traditionell als Viehhändler, Krämer oder als niedergelassenen Kaufleute. Der Ort war ein Zentrum des regionalen Judentums: Seit 1823 Sitz eines Bezirksrabbinats, seit 1834 bestand eine jüdische Elementarschule.“2

Sie war das dritte von acht Kindern, doch starben mindestens vier ihrer Geschwister ehe sie das dritte Lebensjahr erreicht hatten, so dass vermutlich diese Geburten- und Sterbefälle die frühen Kindheitsjahre prägten.3

Am 23. Oktober 1888 heiratete Amalie den Edelfinger Viehhändler Salomon Frank. Dass dieser in späteren Jahren zum Vorsteher der jüdischen Gemeinde Edelfingen wurde, deutet auf gesellschaftliches bzw. religiöses Ansehen hin. Und weil die Synagogenvorsteher gegebenenfalls aus eigenen Mitteln das Synagogengebäude instand halten mussten, besetzte man dieses Amt in der Regel mit einer wohlhabenden Persönlichkeit.

Die Familie war folglich angesehen und wohlhabend – und wuchs dabei stetig. Insgesamt sieben Kinder brachte Amalie bzw. Malie zur Welt, doch wiederholte sich hier das Schicksal ihrer Mutter: Von den sieben Kindern erreichten nur die vier Erstgeborenen das Erwachsenenalter. 1898 starben Zwillinge bereits einen Tag nach der Geburt und der ein Jahr später geborene Sohn starb ebenfalls im ersten Lebensmonat.

1934, im Alter von 70 Jahren, verstarb ihr Mann Salomon und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Unterbalbach beigesetzt.

Nachdem die beiden Töchter Getta und Bella bereits 1921 und 1924 geheiratet hatten und deshalb weggezogen waren, folgte im Jahr 1936 Sohn Moses. Er wanderte nach Argentinien aus.

Der nächste Abschied stand im September 1939 an. Amalies Sohn Jakob, der den Viehhandel vom Vater übernommen hatte, wanderte in die USA aus. Leider gelang es ihm nicht mehr, seine Familie Berta und die Kinder Gertrud, Ruth und Salomon nachzuholen. Er starb in den USA im August 1941, seine Familie gehörte zu den Deportierten, die 1941 von Stuttgart nach Riga deportiert und dort ermordet wurden.

Ein Jahr nachdem der Sohn Jakob in die USA emigriert war, zog auch Amalie Frank weg.

Sie zog nach Frankfurt und es stellt sich die Frage, weshalb eine 78-jährige Witwe die angestammte Gemeinde verlässt. Die Gründe waren vermutlich vielfältig: einerseits war der Sohn nicht mehr vor Ort und zweitens verschlechterte sich die Wohnsituation aller Juden spätestens ab 1939 zunehmend. Gleichzeitig erhofften sich viele Juden, dass sie in der Anonymität der Großstadt eher von Repressionen geschützt wären – die Pflicht einen Judenstern zu tragen, existierte erst ab September 1941.

Im Fall von Amalie Frank war aber vermutlich ein anderer Grund ausschlaggebend. Offensichtlich lebte 1939 zumindest noch die Tochter Getta, verheiratete Decker, in dieser Stadt.

Ob die Tochter Bella, die 1924 in Frankfurt geheiratet hatte, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch dort lebte, wissen wir nicht.

Zwei Jahre lebte Amalie in Frankfurt, ehe sie am 18. August 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde.

Und hier führen dann wieder Lebenswege zusammen. Gemeinsam mit ihren früheren Nachbarn, dem Ehepaar Bierig, und ihrem Bruder Falk wurde sie am 26. September ins Vernichtungslager Treblinka weiterdeportiert. wo sie ermordet wurden.

1 https://stolpersteine-goeppingen.de/suessen/sahm-falk/

2 Ebd.

3 Ihr jüngster Bruder Falk (*1872) wird so wie sie Opfer des NS-Terrors, er wird 1942 in Treblinka ermordet.


Verlegedatum: 06. Mai 2024
Patenschaften: keine Vorhanden
Autor: RH