Reichspogromnacht 1938 („Reichskristallnacht“)

Dieser Begriff bezieht sich auf die Vorgänge im Zeitraum vom 7.11. – 13.11.1938 im Deutschen Reich bzw. Österreich, insbesondere aber die Nacht vom 9. auf 10. November 1938. In pogromartigen Ausschreitungen wurden jüdische Synagogen, Gebetshäuser, jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und jüdische Friedhöfe geschändet. Das Attentat des Juden Hershel Grynszpan am 7.11.1938 auf den Diplomaten Ernst vom Rath in Paris und dessen Tod am 9. November waren der Auslöser für den „spontanen Volkszorn“, der in Wirklichkeit vielfach organisiert und geplant stattfand und von SA-Einheiten systematisch durchgeführt wurden.

Über die Zahl der Opfer und der Zerstörungen gibt es unterschiedliche Zahlen und z.T. nur Schätzungen. Offiziell wurden 267 Synagogen zerstört, wenn man die Bethäuser und Versammlungsorte der Juden dazu nimmt waren es über 1.400. Tausende Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört (offiziell genannte Zahl 7.500) und laut Angaben des Obersten NSDAP Parteigerichts 91 jüdische Opfer. Historiker allerdings gehen von mehreren Hundert bis ca. 2.000 unmittelbaren Opfern aus (einschließlich der Selbstmorde)[1].

Ab dem 10. November wurden ca. 30.000 Juden („Aktionsjuden“), vor allem vermögende Juden, verhaftet und in die KZs Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verbracht. Dort wurden in der Folgezeit Hunderte Juden ermordet, der Rest später aber freigelassen. Ziel der Aktion war, die Enteignung und die Auswanderung der Juden voranzutreiben.

Am 12.11.1938 ordnete Göring den kompletten Ausschluss der Juden aus dem Wirtschaftsleben an. Zudem sollten die Juden eine „Sühneleistung“ von einer Milliarde Reichsmark leisten. Versicherungsleistungen der Juden für die angerichteten Schäden sollten dem Deutschen Reich zufallen. In der Folgezeit fand die zwangsweise „Arisierung“ der Wirtschaft statt, d.h. die jüdischen Unternehmen wurden enteignet oder mussten unter Wert an Volksdeutsche/Arier zwangsverkauft werden [2].


  1. Vgl. Israel Gutman, Eberhard Jäckel, Peter Longerich, Julius H. Schoeps (Hrsg.), Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Band 2, Berlin 1993, S. 1208
  2. Allgemein: vgl.  https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Novemberpogrome_1938&oldid=210668185  (Abgerufen: 10. April 2021, 11:04 UTC) und Saul Friedländer, Das Dritte Reich und die Juden, Bonn 2006, S. 291ff