Lage: Holzapfelgasse 8 – Bad Mergentheim
1873 wurde Berta Neuhaus in Sulzbürg/Oberpfalz geboren. Sie heiratete den aus Unteraltertheim stammenden David Fröhlich. Nach der Geburt des Sohnes Max (1894) siedelte die junge Familie nach Bad Mergentheim um, wo sie nicht nur auf insgesamt 11 Kinder anwuchs sondern sich auch wirtschaftlicher Erfolg mit der Exportschlächterei Fröhlich einstellte. Diese lieferte das begehrte boef de hohenlohe bis nach Paris.
Einen großen Einschnitt stellte der frühe Tod des Ehemanns dar, der bereits 1925 mit 59 Jahren verstarb.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann der Niedergang der Schlachterei. Immer neue Sonderauflagen erschwerten den Geschäftsbetrieb und die 1939 erfolgte Arisierung weit unter Wert führte schließlich zur völligen Verarmung. Schlimmer als der Verlust der Firma war für die Mutter aber sicherlich der Zerfall der Familie, wenngleich die Auswanderung der fünf Söhne im Nachhinein als lebensrettend betrachtet werden kann.
Nach der Auswanderung der Tochter Getta folgten Umzüge Berta Fröhlichs zur Tochter Flora nach Nürnberg, danach nach Hamburg zu Rosa und zurück zu Flora nach Nürnberg. Von dort bzw. Fürth aus wurde Berta Fröhlich am 10. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 4. Februar 1943 starb.
An der Stelle des ehemaligen Elternhauses soll auch an die drei Töchter von Berta Fröhlich erinnert werden, die ebenfalls Opfer des Holocausts wurden.
Die älteste von ihnen war Sofie Weinberg (*1900), die mit ihrem Mann Alfred und sechs Kindern bis 1938 in Hachenburg/Westerwald lebte. Nachdem ihr Mann 1938 aus der Haft in Buchenwald entlassen wurde, musste die Familie nach Köln umsiedeln. Während die beiden Söhne Julius und David 1939 von Frankfurt aus mit einem Kindertransport nach Israel gelangten, wurde der Rest der Familie am 29./30. Oktober 1941 ins KZ Lodz verschleppt. Im Mai 1942 folgte eine weitere Deportation nach Kulmhof, wo sie ermordet wurden.
Flora Weil war Sofies ein Jahr jüngere Schwester und lebte gemeinsam mit ihrem Mann Max in Nürnberg. Sie hatten vier Kinder, die zwischen 1926 und 1935 geboren wurden. Zumindest zwei der Kinder (Suse und Herbert) wurden am 24.3.1942 gemeinsam mit den Eltern nach Izbica deportiert, wo sich ihre Spur verliert.
Eine weitere Schwester, Rosa, heiratete 1933 mit 17 Jahren Naftali Eldod aus Höchberg, mit dem sie nach Hamburg zog, wo er an einem jüdischen Mädchenlyzeum moderne Sprachen unterrichtete.
Weshalb Rosa, Naftali und die bis zu diesem Zeitpunkt geborenen drei Kinder Walter, Judith und David trotz eines genehmigten Ausreiseantrags nicht rechtzeitig ausreisten, ist nicht bekannt. 1940 kam Sohn Eli zur Welt, weshalb Berta Fröhlich für ein Jahr bei der Familie lebte.
Die sechsköpfige Familie wurde am 6.Dezember 1941 nach Jungfernhof deportiert. Nach Angaben eines überlebenden Bruders von Naftali starb Rosa – möglicherweise gemeinsam mit ihren Kindern – im Frühjahr 1942, als etwa 3000 im Jungfernhof lebende Frauen und Kinder unter der Vorgabe, sie würden bessere Arbeit und Unterkunft finden, in Autobussen in den nahen Hochwald gefahren und dort erschossen wurden.
Verlegedatum: 19. Juni 2023 Patenschaften: Berta und Rosa: Abschlussjahrgang 2023 Kopernikus Realschule, Sophie: vorhanden, Flora: keine vorhanden Autor:RH